Luchterhand Literaturverlag, 2023.
«Eine Demokratie ist zwangsläufig das Gegenteil von Mystik und Geheimnis. Sie muss es sein. Je besser sie für uns wird, desto mehr besteht sie aus Fragen, aus immer engeren, immer kleinteiligeren Fragen, aus hunderten und tausenden Kompromissen. Und vor allem aus Ambivalenz. Das ist das Schlüsselwort unserer Zeit: Ambivalenz. Es ist heute nicht mehr möglich, etwas zu sagen, ohne sofort das Gesagte wieder in Frage zu stellen. Ambivalenz – das ist der Kern unserer sich ständig verfeinernden Zivilisation.»
S. 31
Der Schriftsteller kann über zutreffende Wörter urteilen, nun aber geht es um die Tat eines Menschen (Einen Mord? Eine Tat im Affekt mit Todesfolge?). Er versucht vergeblich dem Dienst als Schöffe zu entkommen, das Urteilen über Menschen erscheint ihm eine grosse Dummheit und seine einzige Frage an den Angeklagten ist, wie der Täter über sich selbst urteilen würde. Während der Schriftsteller als Folge dieser Frage eine dienstliche Erklärung schreiben soll, dass er unparteiisch und unvoreingenommen urteilen könne, wird immer deutlicher, wie befangen der Mensch als Mensch grundsätzlich ist.
Für Liebhaber*innen von
# bestechend klarer Prosa
# Regen & Liebe
# Ambivalenz
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